Kik-Messenger jugendschutzrechtlich kritisch

Ungeachtet dessen, dass der Kik-Messenger bereits seit 2010 auf dem Markt ist, konnte er mit anderen Alternativen zu WhatsApp bisher nicht konkurrieren. Allerdings wird man bei näherer Betrachtung feststellen, dass die Zahl der täglichen Nutzer des Messengers in Deutschland zwar unter 2 Millionen liegt – darunter aber einige Jugendliche aktiv sind.
Im September 2019 wurde der Messenger an die Firma „MediaLab“ verkauft, welche sich zuvor bereits auf (Chat-) Apps für Teenager konzentriert hatte. Anzumerken ist hier allerdings, dass der Kik-Messenger im Google-Play-Store ab 18 Jahren und im App-Store ab 17 Jahren freigegeben ist, die auf Kik aktiven Minderjährigen folglich zum größten Teil unbefugt im Messenger angemeldet sind. Dies zeigt ebenfalls, dass entsprechende Kontrollsysteme fehlen.

Anders als bei WhatsApp erfolgt die Anmeldung bei Kik nicht über die Telefonnummer, sondern über die E-Mail-Adresse. Dadurch wird den Nutzerinnen und Nutzern eine hohe Anonymität gewährleistet, was wiederum dazu führt, dass es „schwarze Schafe“ besonders leicht haben. Kriminologen und Jugendschützer warnten bereits vor den vielen Interaktionsrisiken und wies darauf hin, dass sich die Messenger-App unter Pädokriminellen besonderer Beliebtheit erfreut.

Ein weiteres Tool von Kik ist die Möglichkeit, öffentlichen Gruppen beizutreten, wie es auch schon von Telegram bekannt ist. Auffallend ist die hohe Präsenz von Gruppen, bei denen bereits am Namen erkenntlich ist, dass es um Sexting, Nacktbilder oder Nacktvideos geht. Manche Gruppen verlangen einen „Face Check“, bei dem durch ein Live-Bild überprüft wird, ob man wirklich die Benutzerin oder der Benutzer ist, für den man sich ausgibt. Dieses Live-Bild muss zum Zeitpunkt des Gruppenbeitretens mit der Handykamera aufgenommen werden. Jedoch nutzen nicht alle Gruppen diese Verifizierung.

Kik bietet auch sogenannten „Pro-Ana“ und „Pro-Mia“ Gruppen eine sichere, anonyme Plattform. Innerhalb dieser Gruppen versammeln sich meist junge Mädchen, die ein anorektisches Schönheitsbild anstreben und sich gegenseitig zum krankhaften Abnehmen motivieren. Auf Internetforen der Pro-Ana-Community bieten sich vermehrt männliche „Coaches“ an, die den Mädchen versprechen, ihr Wunschgewicht mit ihrer Hilfe zu erreichen. In den meisten Fällen verlagern die Coaches ihre Kommunikation mit ihrer „Klientin“ auf Kik, um sich dort anonym auszutauschen. Ein Selbstexperiment von Nadja Brenneisen, einer Autorin der Website „VICE“, zeigte, dass schon nach kurzer Zeit ein Unterwäsche- oder Nacktbild verlangt wird, um angeblich den Körper und das Gewicht besser beurteilen zu können. Da eine anorektische Lebensweise von extremer Kontrolle der Nahrungs- und Kalorienaufnahme gekennzeichnet ist, benutzen die Coaches die Unterwürfigkeit der Mädchen, um ihnen täglich Anweisungen und Regeln zu erteilen und damit auch deutlich ihre persönlichen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.
Einige Anhängerinnen der Pro-Ana-Community warnen sogar auf entsprechenden Foren vor diesen Coaches.

Jugendschutzrechtlich ist Kik somit sehr kritisch zu sehen. Jugendschutzeinstellungen sind nicht vorhanden. Aufgrund vielzähliger Chat-Alternativen wie WhatsApp oder Signal, die weitaus sicherer sind, ist von einer Nutzung des Kik-Messengers durch Kinder oder Jugendliche bestenfalls abzuraten.

Sollten Sie Fragen zu weiteren Messengern haben, wenden Sie sich gern an die Referent*innen der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz unter 0391 5037638 oder per eMail jugendschutz@fjp-media.de